Freitag, 17. Februar 2017

Quereinstieg Lehramt: Streiken als Quereinsteiger



Als Quereinsteigerin bin ich fest angestellt. Das bedeutet ich habe das Recht zu streiken, wie jeder andere angestellte Lehrer. Dieses Recht haben verbeamtete Lehrer nicht. Auch die Referendare, die nicht das berufsbegleitende Referendariat absolvieren haben nicht das Recht zu streiken, da sie temporär verbeamtet sind. Bei uns an der Schule werden Streiklisten ausgelegt, auf denen man einträgt an welchen Tagen man mitstreikt. Dadurch kann die Schulleitung eine Planung erstellen. ABER laut GEW: „ArbeitnehmerInnen, die einem Streikaufruf folgen, müssen sich nicht beim Vorgesetzten zum Streik "abmelden" oder ihre Streikbeteiligung ankündigen. Die arbeitsvertraglichen Pflichten sind während eines Streiks suspendiert.“
Man muss sich nicht abmelden. Allerdings muss man bedenken, dass die verbeamteten Kollegen, Schulleitung und Eltern dann nicht planen können und entsprechend der Wille zur Solidarität etwas untergeht. Also wenn es möglich ist abmelden.

Von der GEW kommen dann meistens Vorschläge, wo man andere Streikende aus dem Bezirk treffen kann, aber wenn genug Leute von der Schule streiken, kann man sich auch vorher treffen und vor der Schule mit Plakaten demonstrieren. Es gibt einen zentralen Treffpunkt, von dem die Demo zum Ort der Kundgebung geht.

Am Ort der Kundgebung liegen Streiklisten aus, in die man sich eintragen sollte, damit die Gewerkschaft zählen kann, wie viele am Streik teilgenommen haben. Weiterhin ist der Eintrag für Leute, die in der GEW sind wichtig um Streikgeld zu bekommen. Da der Senat den Streikenden die bestreikten Tage vom Gehalt abzieht bieten die Gewerkschaften ihren Mitgliedern eine Zahlung von Streikgeld an.  Laut GEW „Bei Warnstreiks wird grundsätzlich der nachgewiesene Nettogehaltsabzug gezahlt, maximal das Dreifache des monatlichen Mitgliedsbeitrags. Um Streikgeld zu erhalten, müssen sich die Streikenden in die Streiklisten eingetragen haben und die Kopie des Entgeltnachweises, aus dem der Gehaltsabzug hervorgeht, an den GEW-Landesverband übersenden.“

Warum wird gestreikt? Es geht um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
„In Berlin klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander“, sagte die Vorsitzende der GEW BERLIN, Doreen Siebernik bei der Streikkundgebung. „Die pädagogischen Herausforderungen in der Hauptstadt sind riesig und die Lern- und Arbeitsbedingungen sind schlecht. Und zu allem Überfluss bezahlt das Land Berlin noch mies“, ärgerte sich Siebernik. „Da ist es kein Wunder, dass es der Stadt immer schwerer fällt, qualifizierte Pädagog/innen zu gewinnen.“
Berlin hat Lehrkräftemangel. Darum habe ich die Stelle als Quereinsteigerin bekommen. Berlin hat ebenso einen Erziehermangel. Laut GEW: „Die Hälfte aller bundesweit unter den TV-L fallenden Beschäftigten des Sozial- und Erziehungsdienstes ist in Berlin beschäftigt. Die Einkommen der Berliner Erzieher*innen und Sozialpädagog/innen liegen über 400 Euro unter denen der vergleichbaren Beschäftigten bei den Kommunen.“  Für die Lehrer geht es um eine Angleichung an die Gehälter der verbeamteten Kollegen. Denn die verdienen ebenfalls mehr als gleich ausgebildete angestellte Kollegen. Schon lange wird gleiches Geld für gleiche Arbeit gefordert und der Mangel an ausgebildeten Lehrkräften zeigt eigentlich sehr deutlich, dass der Lehrberuf in Berlin nicht mehr attraktiv ist. Darum arbeiten viele lieber in Brandenburg oder anderwo, da sie dort mehr bezahlt bekommen  oder sogar verbeamtet werden und die Arbeitsbedingungen besser sind.

Bei diesem Streik geht es in den Tarifverhandlungen um:
-    Einkommenserhöhung im Gesamtvolumen von 6 %
-    Darin enthalten ist die Forderung nach einer Stufe 6 in den Entgeltgruppen 9 bis 15 und einer sozialen Komponente für die unteren Einkommensgruppen.
-    Angleichung der Bezahlung der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder an das höhere Niveau der Kommunen

Der Senat muss langsam aufwachen und merken, dass man nicht an der Grundbildung sparen sollte, wenn man einer der führenden Innovationsstandorte in der Welt bleiben möchte. Denn Innovation beruht auf Wissenschaft und Forschung und diese beruhen auf gut ausgebildeten Menschen. Diese Ausbildung fängt bei den Kindern an. Und wenn Kinder in Klassen mit bis zu 30 Kindern sitzen, darunter mehrere Inklusionskinder, die je nach Status besondere Betreuung bei ihren Aufgaben brauchen oder besondere Aufmerksamkeit bezüglich ihres Verhaltens, wenn die Lehrer krank werden, wie sie mit der Situation und Arbeitsbelastung nicht mehr klarkommen,  wenn die Inklusionsstunden und Teilungsstunden nicht stattfinden können, weil so viele erkrankte Lehrer vertreten werden müssen, was wieder zu einer Mehrbelastung der noch gesunden Lehrer führt, wenn all dies so weitergeht, kann sich Deutschland bald nicht mehr mit seiner Forschung und Wissenschaft rühmen.

Quelle: Christian von Polentz / transitfoto.de (GEW Webseite)
Quelle: Christian von Polentz / transitfoto.de (GEW Webseite)

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