Donnerstag, 18. Juni 2015

Quereinstieg Lehramt: Wie ich zu meiner Entscheidung kam, einen Quereinstieg ins Lehramt zu wagen


In der Schule hatte mir Bio immer Spaß gemacht. Ich war eine durchschnittliche Schülerin, was nicht mit meiner Intelligenz sondern meiner Einstellung zu tun hatte. Ich habe Dinge die mir Spaß machten gerne und gut getan, aber hatte kein Einsehen Arbeit in Dinge zu stecken, an denen ich kein Interesse hatte.

Ich hatte mich dann für ein Studium Biotechnologie entschieden und einen Platz an der TU Berlin bekommen. Leider stellte sich sehr bald heraus, dass der Diplom-Ingenieursstudiengang in Berlin viel Maschinenbau, Physik und Elektrotechnik beinhaltete. Also wenig Bio. Das führte für mich zu einem Studienplatzwechsel nach Braunschweig, wo ich dann tatsächlich das Studium mit einem Diplom für Biotechnologie beendete.

Der Leiter des Fachbereichs Biotechnologie in Braunschweig hatte uns bei der Begrüssung großartig erzählt wir wären die "Elite" Deutschlands und nach dem Studium stünden uns alle Türen offen.
Nachdem ich Biotechnologie studiert hatte, standen mir aber nicht wie versprochen alle Türen offen. Ich war noch nie ehrgeizig und hatte keine Ambitionen, dass aus mir mal was Großes werden müsse. Deshalb fing ich an mich zu bewerben. Leider habe ich bei den wenigen Vorstellungsgesprächen, die ich überhaupt bekommen habe, prinzipiell  zu hören bekommen: "Warum promovieren Sie nicht. Damit haben Sie bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Denn Stellen auf die Sie sich jetzt bewerben, werden von uns lieber mit ausgebildeten Technischen Assistenten besetzt. Die sind praktisch besser ausgebildet und billiger."

Nach einem halben Jahr fing ich dann an mich um Promotionstellen zu bewerben. Meine Promotionsstelle in den Niederlanden war ein wahrer Glücksfall, weil ich dort sehr gute Betreuung hatte, die Niederländer prinzipiell mit flachen Hierarchien arbeiten und man sehr frei in seinem Projekt die Richtung bestimmen konnte. Entsprechend erfolgreich mit fünf Erstautoren-Papern – inklusive eines Editors Choice Artikels -, mehreren Konferenzbeiträgen – inklusive eines Poster Preises -  habe ich dann auch promoviert. Da diese Art der Arbeit mir viel Spaß machte und ich gerne mal nach Amerika wollte, habe ich einen dortigen Professor kontaktiert, der in dem Arbeitsbereich bekannt war. Mit seiner Hilfe habe ich dann ein Projektproposal geschrieben und so von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ein Forschungsstipendium für zwei Jahre in den USA bekommen.

Meine Postdoc-Zeit in den USA war auch sehr schön, hatte zwar weniger gute Betreuung, aber dafür auch viele Freiheiten. Wenn wir auch das Projektziel nicht erreichen konnten, habe ich doch auch dort gute Arbeit leisten können und ein weiteres Paper in Erstautorenschaft geschrieben. Weiterhin habe ich auch hier Vorträge und Seminare gehalten.

Also insgesamt kein schlechter Werdegang?  Hätte ich auch gedacht. Da ich mittlerweile auch schon Mitte Dreißig war, hatte ich gehofft in Deutschland endlich eine Festanstellung zu bekommen und mich niederlassen zu können. Aber bei der Suche nach einer Stelle in Deutschland, musste ich feststellen, dass mein Werdegang offensichtlich mal wieder nicht reichte um eine feste Stelle zu bekommen. Und auf die Geschichten, die mir bei diesen Bewerbungen so passiert sind, möchte ich hier gar nicht eingehen. Also was tun? Ja, die Erwartungen mal wieder zurückstufen und die vom DFG angebotene Hilfeleistung des Rückkehrstipendiums in Anspruch nehmen. Dieses beinhaltet 6 Monate Stipendium um in einem deutschen Wissenschaftsbetrieb als Postdoc zu arbeiten und so in den Deutschen Wissenschaftssektor wieder eingegliedert zu werden. Die Zeit soll genutzt werden, um eine Stelle zu finden. Aber interessanterweise schienen die deutschen Gruppenleiter auch an einer Arbeitskraft, die 6 Monate aus anderer Stelle bezahlt wird nicht interessiert. 

Mit viel Glück habe ich dann eine Stelle bekommen, bei einem Gruppenleiter, der leider selber keine Gelder für seine Arbeitsgruppe eintreiben konnte. Dieser hatte mir das fairerweise auch mitgeteilt, so dass ich bei ihm keine Hoffnungen hatte möglicherweise weiterbeschäftigt zu werden. In den 6 Monaten habe ich mich dann auch wirklich bemüht und überall beworben, wodurch ich dann eine Stelle mit einem Einjahresvertrag bekam, die nichts mit meinem bisherigen Themengebiet zu tun hatte. 

Die Stelle war ok, Fließbandarbeit hauptsächlich mit sehr seltsamen interkollegialen Verhaltensweisen. Dieses unakzeptable Kollegenverhalten ließ mich dann auch nach einem halben Jahr wieder anfangen erneut Bewerbungen abzuschicken. 

Wieder hatte ich Glück und bekam eine Stelle mit einem Vertrag für zwei Jahre. Leider stellte sich heraus, das mir vor der Chefin falsche Informationen gegeben wurden bezüglich vorhandener Projekte und ich spontan mir ein Projekt ausdenken sollte, was für eine Nature Publikation geeignet sei. Dieser Umstand war schwer genug, doch auch unter diesen Kollegen gab es große Probleme, angefangen mit dem Fakt, dass ich nicht ordentlich eingearbeitet wurde bis hin zur der Tatsache, dass eine Kollegin sich regelmäßig bei der Chefin beschweren ging, wenn andere ihr nicht die Füße küssten (Ja ich bin noch etwas verbittert diesbezüglich).

Aus dieser Not heraus wurde mir bewusst, dass ich noch nie Ambitionen hatte Professorin zu werden. Mir machte zwar immer die Forschungsarbeit Spaß, aber auch das hatte nach der Rückkehr nach Deutschland nachgelassen.  Ich fing an, mich ausschließlich auf Festanstellungen zu bewerben. Leider waren solche Ausschreibungen eher rar, oder es stellte sich heraus, dass die Firmen mit den entsprechenden Ausschreibungen nur den Bewerberpool abgrasten, ohne tatsächlich die Stelle zu haben. 

Da in den Zeitungen immer häufiger über Quereinsteiger geschrieben wurde, dachte ich, man kann es ja mal versuchen. Letztendlich waren alle Lehrer in meinem Bekanntenkreis glücklich mit ihren festen Jobs. Und mit Schülern zu arbeiten konnte ich mir gut vorstellen, da ich schon durchaus Seminare vor Studenten gegeben hatte und das immer sehr viel Spaß gemacht hat. Allerdings hatte ich mir nicht große Chancen ausgerechnet, das Biotechnologie nicht zu den Mangelfächern gehört. Aber in meinem Studium kann ich die erwünschten Semesterwochenstunden für Chemie und Biologie belegen. 

Also gesagt, getan.

Als kleiner Tipp, man kann sich auch bei bestimmten Schulen (zum Beispiel Berufsschulen) direkt bewerben. Die Ausschreibungen sind hier:

https://www.berlin.de/sen/bwf/service/stellenangebote/stellenausschreibungen/anwendung/

Der Bewerbungsprozess im nächsten Post.

1 Kommentar:

  1. Hey. Ich habe Mikrobiologie studiert und stehe vor einem ähnlichen Problem wie du (allerdings noch ohne Promotion). Ich arbeite im Moment in einer Grundschule, um während des Bewerbungsprozesses etwas Geld zu verdienen. So langsam geschieht aber auch ein Umdenken bei mir... und immer mehr beginne ich mich für den Quereinstieg zu interessieren.
    Ich danke dir jetzt schon mal für deinen Blog und dass du deine Erfahrungen hier teilen möchtest

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