In der Schule hatte mir Bio immer Spaß gemacht. Ich war eine
durchschnittliche Schülerin, was nicht mit meiner Intelligenz sondern meiner
Einstellung zu tun hatte. Ich habe Dinge die mir Spaß machten gerne und gut
getan, aber hatte kein Einsehen Arbeit in Dinge zu stecken, an denen ich kein
Interesse hatte.
Ich hatte mich dann für ein Studium Biotechnologie
entschieden und einen Platz an der TU Berlin bekommen. Leider stellte sich sehr
bald heraus, dass der Diplom-Ingenieursstudiengang in Berlin viel Maschinenbau,
Physik und Elektrotechnik beinhaltete. Also wenig Bio. Das führte für mich zu
einem Studienplatzwechsel nach Braunschweig, wo ich dann tatsächlich das
Studium mit einem Diplom für Biotechnologie beendete.
Der Leiter des Fachbereichs Biotechnologie in Braunschweig
hatte uns bei der Begrüssung großartig erzählt wir wären die "Elite"
Deutschlands und nach dem Studium stünden uns alle Türen offen.
Nachdem ich Biotechnologie studiert hatte, standen mir aber nicht
wie versprochen alle Türen offen. Ich war noch nie ehrgeizig und hatte keine
Ambitionen, dass aus mir mal was Großes werden müsse. Deshalb fing ich an mich
zu bewerben. Leider habe ich bei den wenigen Vorstellungsgesprächen, die ich
überhaupt bekommen habe, prinzipiell zu
hören bekommen: "Warum promovieren Sie nicht. Damit haben Sie bessere
Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Denn Stellen auf die Sie sich jetzt bewerben,
werden von uns lieber mit ausgebildeten Technischen Assistenten besetzt. Die
sind praktisch besser ausgebildet und billiger."
Nach einem halben Jahr fing ich dann an mich um
Promotionstellen zu bewerben. Meine Promotionsstelle in den Niederlanden war
ein wahrer Glücksfall, weil ich dort sehr gute Betreuung hatte, die
Niederländer prinzipiell mit flachen Hierarchien arbeiten und man sehr frei in
seinem Projekt die Richtung bestimmen konnte. Entsprechend erfolgreich mit fünf
Erstautoren-Papern – inklusive eines Editors Choice Artikels -, mehreren
Konferenzbeiträgen – inklusive eines Poster Preises - habe ich dann auch promoviert. Da diese Art
der Arbeit mir viel Spaß machte und ich gerne mal nach Amerika wollte, habe ich
einen dortigen Professor kontaktiert, der in dem Arbeitsbereich bekannt war.
Mit seiner Hilfe habe ich dann ein Projektproposal geschrieben und so von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ein Forschungsstipendium für zwei Jahre
in den USA bekommen.
Meine Postdoc-Zeit in den USA war auch sehr schön, hatte
zwar weniger gute Betreuung, aber dafür auch viele Freiheiten. Wenn wir auch
das Projektziel nicht erreichen konnten, habe ich doch auch dort gute Arbeit
leisten können und ein weiteres Paper in Erstautorenschaft geschrieben.
Weiterhin habe ich auch hier Vorträge und Seminare gehalten.
Also insgesamt kein schlechter Werdegang? Hätte ich auch gedacht. Da ich mittlerweile
auch schon Mitte Dreißig war, hatte ich gehofft in Deutschland endlich eine
Festanstellung zu bekommen und mich niederlassen zu können. Aber bei der Suche
nach einer Stelle in Deutschland, musste ich feststellen, dass mein Werdegang
offensichtlich mal wieder nicht reichte um eine feste Stelle zu bekommen. Und auf
die Geschichten, die mir bei diesen Bewerbungen so passiert sind, möchte ich
hier gar nicht eingehen. Also was tun? Ja, die Erwartungen mal wieder
zurückstufen und die vom DFG angebotene Hilfeleistung des Rückkehrstipendiums
in Anspruch nehmen. Dieses beinhaltet 6 Monate Stipendium um in einem deutschen
Wissenschaftsbetrieb als Postdoc zu arbeiten und so in den Deutschen
Wissenschaftssektor wieder eingegliedert zu werden. Die Zeit soll genutzt
werden, um eine Stelle zu finden. Aber interessanterweise schienen die
deutschen Gruppenleiter auch an einer Arbeitskraft, die 6 Monate aus anderer
Stelle bezahlt wird nicht interessiert.
Mit viel Glück habe ich dann eine
Stelle bekommen, bei einem Gruppenleiter, der leider selber keine Gelder für
seine Arbeitsgruppe eintreiben konnte. Dieser hatte mir das fairerweise auch
mitgeteilt, so dass ich bei ihm keine Hoffnungen hatte möglicherweise
weiterbeschäftigt zu werden. In den 6 Monaten habe ich mich dann auch wirklich
bemüht und überall beworben, wodurch ich dann eine Stelle mit einem
Einjahresvertrag bekam, die nichts mit meinem bisherigen Themengebiet zu tun
hatte.
Die Stelle war ok, Fließbandarbeit hauptsächlich mit sehr seltsamen
interkollegialen Verhaltensweisen. Dieses unakzeptable Kollegenverhalten ließ
mich dann auch nach einem halben Jahr wieder anfangen erneut Bewerbungen
abzuschicken.
Wieder hatte ich Glück und bekam eine Stelle mit einem Vertrag
für zwei Jahre. Leider stellte sich heraus, das mir vor der Chefin falsche
Informationen gegeben wurden bezüglich vorhandener Projekte und ich spontan mir
ein Projekt ausdenken sollte, was für eine Nature Publikation geeignet sei.
Dieser Umstand war schwer genug, doch auch unter diesen Kollegen gab es große
Probleme, angefangen mit dem Fakt, dass ich nicht ordentlich eingearbeitet
wurde bis hin zur der Tatsache, dass eine Kollegin sich regelmäßig bei der
Chefin beschweren ging, wenn andere ihr nicht die Füße küssten (Ja ich bin noch
etwas verbittert diesbezüglich).
Aus dieser Not heraus wurde mir bewusst, dass ich noch nie
Ambitionen hatte Professorin zu werden. Mir machte zwar immer die Forschungsarbeit
Spaß, aber auch das hatte nach der Rückkehr nach Deutschland nachgelassen. Ich fing an, mich ausschließlich auf Festanstellungen
zu bewerben. Leider waren solche Ausschreibungen eher rar, oder es stellte sich
heraus, dass die Firmen mit den entsprechenden Ausschreibungen nur den
Bewerberpool abgrasten, ohne tatsächlich die Stelle zu haben.
Da in den
Zeitungen immer häufiger über Quereinsteiger geschrieben wurde, dachte ich, man
kann es ja mal versuchen. Letztendlich waren alle Lehrer in meinem
Bekanntenkreis glücklich mit ihren festen Jobs. Und mit Schülern zu arbeiten
konnte ich mir gut vorstellen, da ich schon durchaus Seminare vor Studenten
gegeben hatte und das immer sehr viel Spaß gemacht hat. Allerdings hatte ich
mir nicht große Chancen ausgerechnet, das Biotechnologie nicht zu den
Mangelfächern gehört. Aber in meinem Studium kann ich die erwünschten
Semesterwochenstunden für Chemie und Biologie belegen.
Also gesagt, getan.
Als kleiner Tipp, man kann sich auch bei bestimmten Schulen (zum Beispiel Berufsschulen) direkt bewerben. Die Ausschreibungen sind hier:
https://www.berlin.de/sen/bwf/service/stellenangebote/stellenausschreibungen/anwendung/
Als kleiner Tipp, man kann sich auch bei bestimmten Schulen (zum Beispiel Berufsschulen) direkt bewerben. Die Ausschreibungen sind hier:
https://www.berlin.de/sen/bwf/service/stellenangebote/stellenausschreibungen/anwendung/
Der Bewerbungsprozess im nächsten
Post.
Hey. Ich habe Mikrobiologie studiert und stehe vor einem ähnlichen Problem wie du (allerdings noch ohne Promotion). Ich arbeite im Moment in einer Grundschule, um während des Bewerbungsprozesses etwas Geld zu verdienen. So langsam geschieht aber auch ein Umdenken bei mir... und immer mehr beginne ich mich für den Quereinstieg zu interessieren.
AntwortenLöschenIch danke dir jetzt schon mal für deinen Blog und dass du deine Erfahrungen hier teilen möchtest