Dienstag, 6. Februar 2018

Nach 2,5 Jahren eine Bilanz


Schon fast 2,5 Jahre ist es her, seitdem ich diese Reise begonnen habe. Wie sieht es bei mir jetzt aus?
Ich bin immer wieder kurz davor auszusteigen, zu kündigen und dem ganzen Mist den Rücken zuzukehren. Warum?

Hier eine Zusammenfassung:

  • Mein Schulleiter hat leider keinerlei Kommunikationskompetenzen oder Kompetenzen im Umgang mit Menschen (oder Kindern). Wenn er auf einen zukommt, zieht sich alles zusammen und man erwartet das Schlimmste. Und das Schlimmste können Kleinigkeiten sein. Die werden einem um die Ohren geknallt, als hätte man ein Verbrechen begangen. Er schleicht während des Unterrichts durch die Gänge und lauscht an Türen, wie der Unterricht so klingt. Er erklärt einem, dass man Pflichten hat und man vor der Stunde im Klassenraum zu sein hat und macht ein Riesentheater in scharfem Ton daraus. Dass derjenige vielleicht Pausenaufsicht hatte und nochmal auf Klo muss kann dann gar nicht mehr angebracht werden. Er darf aber all diese Dinge. Er darf Mittagessen gehen und die Konrektorin in seine Klasse solange schicken. Er darf Arzttermine machen, wenn Meetings angesetzt sind. Er macht niemals Pausenaufsichten. Ich könnte noch lange weitermachen, denn dieser Mensch ist entsetzlich. Übrigens, wenn er dann mal Kritik bekommt, sind immer die anderen Schuld.
Bildergebnis für schulleiter
  • Die Eltern sind zum Großteil völlig in Ordnung. Meistens nur auf nette Weise besorgt, ob es ihrem Kind gut geht. Leider hat man in fast jeder Klasse mindestens ein, wenn nicht zwei Elternteile, die auch nicht gelernt haben, dass man mit Honig fliegen fängt. Da werden Termine am Abend vorgeschlagen (wir sind keine Ganztagsschule) und es wird nicht um einen Termin gebeten, da wird der Lehrer gefragt, was er/sie denn falsch macht, wenn das Kind im Unterricht stört und die Schulstrafen nicht wirken (wo laut Kind das "zu Hause eh keinen interessiert"), da wird ein Ton angeschlagen, der sich gewaschen hat und es wird gedroht die Lehrer am schwarzen Brett der Kirche anzuprangern. Und da muss man es erstmal hinbekommen diese wenigen Eltern auszublenden und an die vielen netten Eltern zu denken. Das ist leider schwer hinzubekommen. Man sitzt also dann zu Hause und ärgert sich und überlegt und wälzt die Gedanken im Kopf hin und her.
    aus: http://www.magazin-schule.de/magazin/wir-muessen-reden/
  • Ich bin mit meinen 2,5 Jahren nach Abschluss noch nicht soweit, dass ich alle Fächer in allen Klassen einmal durchgemacht habe. Entsprechend bin ich immer noch an einem Punkt, wo die Unterrichtsvorbereitung einen Löwenteil meiner Zeit auffrisst. Also arbeite ich momentan trotz Reduzierung meiner Stelle auf 70% deutlich mehr als 40 Stunden die Woche. Wochenenden, die komplett arbeitsfrei sind, hatte ich schon lange nicht mehr. Und das alle sagen "das wird besser, wenn du alle Fächer durchgemacht hast" macht mir eher Angst, denn mir fehlen noch 2 Jahre Mathe, und 3 Jahre Deutsch. Und man kann ja zusätzlich auch noch jederzeit ein fachfremdes Fach aufgebrummt bekommen. Also könnte man mich zum Beispiel für Englisch, Kunst, Musik, Sport etc. einteilen, obwohl ich das nie gelernt habe. Das bedeutet, ich habe noch mindestens 2 Jahre um Mathe komplett gemacht zu haben. Falls uns irgendwann die Deutschlehrer fehlen sind’s nochmal 3 Jahre Deutsch etc. Ich kann also erstens nicht wirklich absehen, wann es "einfacher" wird und zweitens sind 2 Jahre mit einer solchen Belastung nicht gerade etwas, wozu ich sagen kann: Ach ja nur noch 2 Jahre, dann wird es besser. Die 2 Jahre sind 2 lange Jahre...
  • Bildergebnis für unterrichtsvorbereitung
    aus: http://docplayer.org/44574458-Studienseminar-hildesheim-hinweise-zur-schriftlichen-unterrichtsvorbereitung.html

  • Die Klassen werden immer voller. Ich habe als Klassenleitung eine Klasse mit 28 Kindern. Die in unserem Klassenraum minimal Platz haben. Wenn von neuen Methoden, Stuhlkreis, Unterricht in Bewegung gesprochen wird, kann ich nur armselig lächeln. Das geht bei uns in den Räumen nicht. Ich bin dankbar, wenn die Kinder auf dem Weg zum Mülleimer sich nicht ausversehen anrempeln oder gegen die Schulmappen treten. Denn das gibt jedes Mal lauten Streit. Ich bin dankbar, dass meine jetzige Klasse nur ein Drittel Jungs hat, so dass ich die möglichst weit voneinander hinsetzen kann und dass beiden Mädchen alle meistens lieb und nett sind. Sonst wäre das Leben noch schwerer.

  • aus: https://www.linkedin.com/pulse/classroom-engagement-vs-controlled-chaos-barbara-obata
  • Es kommen zum Unterrichten, Unterrichtsvorbereitung und Nachbereitung (Korrigieren, was geht das nächste Mal besser, Antworten auf Kinderfragen suchen etc.) und Elternkontakt noch jede Menge Zusätzliche Aufgaben dazu: Fachkonferenzen (2-3x im Jahr), Dienstbesprechungen (ca. 12x), Gesamtkonferenzen (4x), Präsenztage (3), Einschulung, Tag der offenen Tür, Sponsorenlauf, Lehrersprechstunden, Sprechstunden für Kinder die aufs Gymnasium wollen (4.+6. Klasse), Weihnachtsfeier, Studientag, Elternabende, Beratungen zu Schulcurriculum und speziellen Projekttagen etc. etc. und pipapo. Ich komme momentan mit meiner Teilzeit von 20h statt 28h (Vollzeit) auf lockere 40 Stunden die Woche. Laut meiner Teilzeit (71%) sind das pro Woche 11 Überstunden... und da sind die Ferien schon rausgerechnet...Übrigens habe ich bisher in den 2,5 Jahren genau 5 Wochen Ferien gehabt, in denen ich keine Unterrichtsvor- oder Nachbereitung zu tun hatte. So wenig Ferien hatte ich bisher in noch keinem Job!
citropresse.gif (18028 Byte)
aus:https://www.tresselt.de/personalrat.htm

    • zu "guter" Letzt habe ich es satt, dass ich mich um jeden Wunsch (auf den ich ein Recht habe) mit der Senatsverwaltung rumschlagen muss. 
      • Das fing an mit dem Vermögenswirksamen Sparen, was EIN JAHR gebraucht hat und DREI EINSCHREIBEN bis ich das endlich zugesagt bekommen habe. Und dann hat die Senatsverwaltung rückwirkend für das Jahr die sämtlichen 12 normalerweise monatlichen Einzahlungen auf einen Schlag abgebucht ohne das zu kommunizieren. Und ich saß da und konnte sehen, wie ich mit dem restlichen Gehalt zu Rande kam. Hätte ich irgendwas Wichtiges bezahlen müssen in dem Monat hätte ich es nicht gekonnt...
      • Es geht weiter mit der Vollzeitbezahlung während meiner Begleitungen von Klassenfahrten. Ich habe freundlicherweise letztes Schuljahr 3 Klassenfahrten begleitet, da die ursprünglichen Begleitungen ausfielen. Dafür habe ich per Antrag Vollzeitbezahlung zugesagt bekommen, da ich eigentlich Teilzeit arbeite. Diese Vollzeitbezahlung ist bis heute nicht gekommen. Nachfragen ist schwierig, da ich bislang nur 1x in 25 Anrufen tatsächlich jemanden ans Telefon bekomme. Das bedeutet auch da muss wohl wieder ein Einschreiben ran...
      • Letztes Jahr wurde zwischen GEW und Senat eine Vereinbarung getroffen, dass alle Grundschullehrer, die Ihre Ausbildung nach 2014 begonnen haben, ab August 2017 die Gehaltseinstufung E13 bekommen. Das sind netto mal eben 252 € mehr bei Vollzeit. Erstens habe ich bis heute nichts von E13 gesehen, ich werde immer noch E11 bezahlt. Obwohl ich per Telefon und per Email mehrfach vertröstet wurde. Nun habe ich von einer Freundin mittgeteilt bekommen, dass ihr Schulleiter im Lehrerzimmer einen Brief der GEW ausgehängt hat, in dem steht, dass die Senatsverwaltung eine Frist festgelegt hat, in der man offiziell seinen Anspruch auf E13 statt E11 kundgetan haben muss, da man sonst seinen Anspruch verliert. Doch nicht nur den Anspruch auf E13 sondern zusätzlich den Anspruch auf E13 mit Berlin-Zulage. Die Berlin-Zulage sind nochmal knapp 500€ mehr netto. Entsprechend verliert man den Anspruch auf 752€ mehr Gehalt, die laut vorhergehendem Aushang vom Senat selber automatisch bis Dezember hätte ausgezahlt bekommen sollen... Also wieder ein Einschreiben abgeschickt, um meinen Anspruch offiziell kundzutun. Was mich ärgert ist 1. das die Senatsverwaltung diese Frist nicht mitgeteilt hat, sondern ich um Ecken davon erfahren muss. 2. Warum gibt es diese Frist überhaupt und wieso setzt die Senatsverwaltung eine Frist von 6 Monaten fest, wo sie doch Überbezahlungen bis 3 Jahre zurückverlangen können? Wo ist da die Fairness? 3. Einige haben E13 tatsächlich automatisch bekommen, wieso müssen andere darum kämpfen und sogar Fristen beachten?
Ich bin momentan noch in der Phase, in der ich mir sage, es ist eine Festanstellung. Du wolltest eine Festanstellung. Aber sehr lange reicht das nicht mehr aus...